“Was ist das für eine Margarete, die bei Proust in Tee badet?”, fragte der Schauspieler die Regieassistentin Annegret. Er las gerne etwas Pikantes, und unter einem Bad in Tee stellte er sich eine verruchte Variante zum Baden in Champagner vor. “Madeleine, nicht Margarete” korrigierte die Regieassistentin. “Ah ja”, sagte der Schauspieler und dachte: “Gott, ist die pedantisch, ob sie nun Margarete oder Madeleine heißt – ist das wichtig?” Doch er sagte höflich: “Und die badet in Tee.” “Sie wird getunkt”, stellte Annegret klar. “Nicht schlecht”, dachte der Schauspieler “wer tunkt die Schöne in eine Badewanne, die randvoll mit duftendem Tee gefüllt ist und warum?”Diese Fragen beschäftigten ihn so intensiv, dass er zunächst nicht mitbekam, was Annegret weiter berichtete. “Der Erzähler tunkt sie in seinen Tee”, erklärte sie. “Sie ist nämlich ein Sandtörtchen, und immer wenn er das macht, steigen zahllose Erinnerungen an seinen Heimatort Combray in ihm auf.” “Was haben sie da gerade gesagt?” fragte der Schauspieler erschrocken. “Sie ist keine Frau?” “Nein, ein Sandtörtchen.” Da schwieg der Schauspieler grimmig. Das Buch war für ihn gestorben.
